Kategorie: In eigener Sache

Latest stories

  • Wenn es doch nur Strandtücher wären: Deutsche Fans in Lille


    Philipp Köster veröffentlichte heute einen Artikel bei 11 Freunde in dem es darum ging, wie unangenehm die deutschen Fans in Lille auftraten. Kaum online, schon schießen die „MAN WIRD DOCH WOHL NOCH …!“ Wellen los. Auch ich war beim ersten Deutschland-Spiel in Lille und möchte dazu deshalb noch ein paar Worte verlieren.

    Ich liebe Fußball und kann den wunderbar von jeglichem Partypatriotismus trennen. Um genau zu sein habe ich so gar keinen Funken Patriotismus in mir, weil ich das für etwas ziemlich sinnloses halte. Das Gegenteil von Patriotismus funktioniert dafür aber immer wunderbar. Zum Beispiel dann, wenn sich für Anhänger der deutschen Nationalmannschaft wahnsinnig daneben benehmen. Man hat mit diesen Menschen außer der Nationalität nichts gemeinsam und doch fühlt man sich irgendwie mitverantwortlich, schämt sich und versucht gegenüber den Einheimischen gleich doppelt so freundlich zu sein.

    Am Tag vor dem Deutschlandspiel kam ich in Lille an und wollte am Abend noch mit einem Kumpel etwas in der Stadt essen und das England-Russland Spiel schauen. Sozusagen ein erstes herantasten an die Fußballatmosphäre in der Stadt. Kaum aus der U-Bahn gestiegen, sahen wir die ersten deutschen Fans vor einem Pub. Sie sangen lautstark „Wir sind wieder einmarschiert.“. Hat da jemand in Geschichte nicht aufgepasst? Und was hat das mit Fußball zu tun?

    Wir saßen für besagtes England-Spiel in einer kleinen Pizzeria. So unfreundlich wie der Ruf der Pariser ist, so freundlich waren ausnahmslos alle Menschen in Lille. Man spürte, wie sie sich drauf freuten, dass das riesige Fußballraumschiff endlich in ihrer 220.000 Einwohner großen Stadt gelandet ist. Wir saßen allein im kleinen Imbiss, schauten das Spiel und plauderten ab und zu mit den Angestellten. Irgendwann flog die Tür auf und ein volltrunkener Deutschlandfan kam rein. Sein Aussehen und sein Sonnenbrand verrieten, dass er sonst eher der Typ Reihenhaus-Familienvater ist, aber jetzt kann er sich endlich mal daneben benehmen. Erst bestellte er lautstark auf deutsch, dann noch mal mit Hilfe seiner Finger und sagte dazu „One dis, one dis, one dis“. Seine Augen waren dabei angeordnet wie die schiefen Lichter einer Baustellenabsperrung, wahrscheinlich verstand er auch deshalb nicht, wie sich der Kassierer um Freundlichkeit bemühte.

    Aber gut, volltrunkene Fußballfans sind gewiss keine Neuerscheinung und richtiges Benehmen findet man im Tischtennis schon eher, aber in diesem Moment wurde mir etwas anderes bewusst, was mir in den nächsten Stunden und Tagen noch viel zu oft auffiel: Ich liebe einen EM-Besuch dafür, um mit vollkommen fremden Menschen aus anderen Nationen sofort spontan ins Gespräch zu kommen, weil man den gemeinsamen Nenner Fußball hat. Egal welcher Nation, ein Fußballsmalltalk ist immer drin. Für den Großteil der deutschen Fans schien es bei ihrem EM-Ausflug darum aber nicht zu gehen. Viel eher eine großspurige Profilierung mit möglichst guter Abgrenzung von allen anderen, inklusive daneben benehmen. Der Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 ist natürlich der absolute Jackpot für diese Mentalität.

    Es fällt schwer sich noch auf ein großes Fußballfest zu freuen, wenn man durch die Stadt läuft und andauernd Pickelhauben aus Plastik sieht oder verblichene Tattoos deren Symbole ich noch zu gut von den Bushaltestellen meiner Jugend auf dem Dorf in Thüringen kenne. Natürlich ist am Gesang „Die Nummer 1 der Welt sind wir“ grundsätzlich nichts auszusetzen. Doof ist er natürlich trotzdem, erst recht wenn er in ein Potpourri aus Weltkriegswitzen und Symboliken gepackt wird.

    Hooligans und dergleichen habe ich nicht wirklich gesehen, viel erschreckender fand ich dafür besagte Normalo-Familienväter, die in bester „…man wir doch wohl mal sagen dürfen“-Manier in genau diese Kerbe schlugen.

    Die Onkelz-Gesänge im Stadion habe ich glücklicherweise gar nicht wirklich mitbekommen, weil ich glücklicherweise ein Onkelz-Wissen von etwa Null habe. Dafür wurde ich Zeuge eines anderen Gesprächs in der Halbzeitpause auf der Toilette. In der Schlange unterhielten sich zwei junge Herren mit klassisch gegeltem Seitenscheitel. Ihr Dialog:
    „Da könnte ich kotzen. Hier … Abdul Mustafi macht das Tor und ganz Deutschland jubelt.“ – „Nee … also ich nicht. Ich hab da bestimmt nicht gejubelt.“

    Warum gehen solche Leute dann zu einem Fußballspiel? Und viel wichtiger: Was sagt man in einem solchen Moment? Ich habe mich dafür entschieden nichts zu sagen, zum einen weil ein Belehren wohl eh fehl am Platz gewesen wäre, zum anderen, weil ich vermeiden wollte, dass mein Kopf Bekanntschaft mit der kalten Fliesenwand macht. Dennoch habe ich mir danach noch einige Gedanken über diesen Moment gemacht. Die größte Strafe für Leute mit solchem Gedankengut ist ja glücklicher Weise, dass Spieler wie Mustafi das entscheidende Tor machen und ein Spieler wie Boateng der Mann des Abends ist.

    Glücklicherweise ist die deutsche Nationalmannschaft ein Positivbeispiel für Integration und Kulturvielfalt. Das ändert leider nichts daran, dass es auf den Rängen und vor den Fernsehern sehr viel unangenehmes Gedankengut gibt wenn wieder einmal Sport und Patriotismus durcheinander geworfen werden. Das fängt bei ganz rechts außen an und geht bis zur tausendsten Diskussion darüber, dass Mesut Özil doch gefälligst die Hymne lautstark mitsingen soll.

  • So schmeckt Wembley

    Sponsored Post

    Wo sind eigentlich die Legenden der Europameisterschaft von 1996? Manche melden sich regelmäßig und lautstark bei Sport1 zu Wort, manche beackern in „Camp David“ Uniform die restliche Fernsehlandschaft und manche – man mag es kaum glauben – arbeiten tatsächlich noch im Fußballgeschäft.

    Eine Legende allerdings geriet direkt nach Abpfiff und Golden Goal in Vergessenheit: Der Rasen! Dave Davies hat den Rasen damals gekauft und hütet ihn seitdem vorbildlich. Im Hause Burger King kam man nun vor einiger Zeit auf die Idee, ein paar Quadratmeter diese legendären Grunds zu kaufen. Wofür? Um darauf Salat anzubauen! Echten Champion-Salat sozusagen.

    Auf dem kleinen Rasenstück wurden Blattsalat, Tomaten und Zwiebeln groß gezogen, um sie nun auf einen limitierten Mannschafts-Whopper zu legen. Haha, was für eine Idee! Lediglich 96 Stück des Burgers, der (bestimmt auch ohne Fleisch) nach legendärem Wembley schmeckt, werden produziert werden.

    Um zum exklusiven Kreis der Tester zu gehören und das gute Stück bei einem noch exklusiveren Event am 21. Juni in Berlin unter anderem gemeinsam mit Thomas Helmer zu verspeisen, könnt ihr euch auf mannschaftswhopper.de bewerben.

    Solltet ihr beispielsweise mit Thomas Helmer verstritten sein aber trotzdem von der Aktion begeistert sein, gibt es auch andere Wege. Unter allen Tweets mit dem Hashtag #mannschaftswhopper werden nämlich obendrein noch ein paar der restlichen Stücke des Wembley-Rasens verlost, damit ihr auf eurem Balkon euren eigenen Kreisliga-Salat mit internationalem Flair züchten könnt.

  • Snapchat-Grüsse aus Mailand (+ Gewinnspiel)

    Sponsored Post

    Ich liebe es, wenn die digitale Welt mit der realen Welt kollidiert und dadurch etwas Wunderbares entsteht. Zum Beispiel, wenn man online Pizza bestellt. Oder wenn man im Park flauschige Hundecelebrities von Instagram trifft. Oooder wenn die PES World Finals sowohl zeitlich als auch örtlich an das UEFA Champions League Finale anknüpft und ich dank Sony PlayStation gemeinsam mit Marvin vom PROREVO Blog dort zu Gast sein werde.

    Das Beste daran ist allerdings, dass auch ihr etwas davon habt! Erstmal bieten wir ab Freitag auf Snapchat (@PlayStationDACH), Twitter, Facebook und Instagram Einblicke in den Champions League Trubel in Mailand, ins Stadion und werden natürlich auch bei den PES World-Finals vorbeischauen. (Um jeglichen Selbstrespekt zu wahren, werde ich dort wohl besser keinen Controller in die Hand nehmen.)

    GEWINNSPIEL
    UND dank Playstation und Konami könnt ihr auch noch ein ziemlich cooles Paket gewinnen. Dabei sind:

    • ein goldener Controller, der limitierten PlayStation F.C. Serie
    • eine Cap und ein Ball, beides signiert von Jérôme Boateng, dem Botschafter des PlayStation Junior Champions Cup, kurz #PSJCC
    • PES 2016

    Na, Lust? Wenn ja, dann solltest du uns ab Freitagmorgen aufmerksam den Snapchat-Kanal @PlayStationDACH verfolgen und zählen, wie viele ⚽-Fußball-Emojis wir in unseren Snaps versteckt haben. Schick deine Antwort einfach bis zum 30.05.2016, 20:00 Uhr an win@falscheneun.net und mit etwas Glück bist du dann bald der Coolste in der Nachbarschaft.

  • In Sindelfingen ist Morgen schon Heute

    Da Falsche Neun mittlerweile als Deutschlands versiertester und fehlerfreiester Fußball-Blog manifestiert ist, freute es mich, zum Jahresbeginn nach Sindelfingen zum Mercedes-Benz Junior Cup eingeladen worden zu sein. Im mittlerweile 25. Jahr trafen sich dort die U19 Teams diverser namhafter Mannschaften wie Manchester United, Borussia Mönchengladbach, Schalke 04, Celtic, Fenerbahce Istanbul uvm. Passend zu den Jubiläumsfeierlichkeiten konnte man außerdem auch darauf verweisen, dass einige amtierende Weltmeister in jungen Jahren schon in Sindelfingen zauberten. Manuel Neuer, Mesut Özil, Sami Khedira und Benedikt Höwedes sind schon beim Mercedes-Benz Junior Cup durch den Glaspalast gesprungen, als sie der Pubertät näher als einem Profivertrag waren.

    10647072_891363737570702_7361598046674398742_n

    Ich möchte übrigens festhalten, dass ich „Glaspalast“ für einen der deutschlandweit schönsten Namen für eine Mehrzweckhalle halte. Aber zurück zum Thema. Bei den langen Listen von späteren Bundesliga Stars, schaut man den jungen Kickern natürlich umso genauer auf die Füße und Namen. Vielleicht kann man am Stammtisch bei der WM 2018 dann eine Gratis Schale Erdnussflips ergattern, wenn man damit glänzt, die halbe Mannschaft natürlich schon viel früher als alle anderen im Auge gehabt zu haben.

    Neben dem spielerischen Aspekt ist das gesamte Rundherum aber mindestens genauso interessant. Wo ist es schließlich schon so, dass man einer Gruppe junger Menschen zuschaut, die sich relativ gewiss sein können, dass einige von ihnen in ein paar Jahren deutschlandweit bekannt sein werden (und nur mittelmäßige Geldsorgen haben werden). Ich habe zumindest noch nie derart viele perfekte Frisuren und eine solche Vielfalt an aktuellen Fußballschuhmodellen gesehen. Im Programm heft sah man Fotos aus dem vergangenen Jahr, wodurch deutlich wurde, dass sich ein Spieler der Grasshoppers Zürich im Zuge seiner Volljährigkeit direkt beide Arme hat komplett zutätowieren lassen. It’s a long way to the top, if you wanna Rock n Roll!

    Es kommt also nicht von ungefähr, dass der Schalker Jugendtrainer Norbert Elgerts gegenüber dem Königsblog sagte, dass es neben dem Sport für die Spieler bei diesem Turnier natürlich auch um die Erfahrungen neben dem Platz geht. Endlich mal vor vollem Haus spielen, das Fernsehen ist da und der ein oder andere wird auch mal zum Interview gebeten. Von den kleinen Autogrammjägern ganz zu schweigen. Es ist übrigens sehr interessant zu sehen, wie Jugendspieler darauf reagieren. Während einige schon die Maxime aus Blickkontakt vermeiden und mit zwei Kringeln unterzeichnen perfekt beherrschen, brauchen andere eine halbe Minute für eine Unterschrift. Das müssen wir noch mal üben!

    Auf dem Platz wiederum erkannte man bei fast jedem Team, dass die Spielphilosophie des jeweiligen Profiteams auch schon in der Jugendarbeit zu erkennen ist. Das passt zwar nicht ganz mit der Tatsache zusammen, dass Manchester United gegen den VfB Stuttgart im Finale stand, aber egal. In jedem Fall wurde durchweg äußerst ansehnlicher Fußball geboten. Die kommen Mal noch groß raus! Sag ich jetzt schon! Merkt euch das! Schade eigentlich, dass ich nicht schon viel früher Mal dort war, denn es ist sicherlich interessant zu sehen, wie die Jugendarbeit der Bundesligaclubs in den letzten 25 Jahren professionalisiert wurde.

    Und überhaupt war es mal wieder schön, dieses wohlige Gefühl von Hallenfußball zu verspüren, bei dem man automatisch an einen Samba tanzenden Mario Basler im DSF und dergleichen denken musste. Neben all der Professionalisierung auf dem Platz ist es ansonsten noch sehr angenehm familiär. Zum Beispiel sind die meisten Mitarbeiter/innen zwischen Kaffee, Kuchen und Bockwürsten ehrenamtlich dort, damit am Ende des Wochenendes die Einnahmen ihren jeweiligen Vereinen zu Gute kommen. (Nein, nicht den anwesenden Bundesligavereinen, sondern den Vereinen rund um Sindelfingen.) Noch besser allerdings ist die Tatsache, dass es neben dem Profi-Turnier der U19 Mannschaften auch noch ein Mercedes-Benz Azubi Turnier gibt. Aus allen Werken Deutschlands werden die besten Azubi-Kicker herausgefiltert, um gegeneinander anzutreten. Netter Bonus dabei ist, dass sich jeweils eine Profi-Mannschaft die Kabine mit einer Azubi-Mannschaft teilt. Dadurch entstehen dann niedliche Türschilder wie zum Beispiel: „Manchester United – Werk Mannheim“.

    So war es also eigentlich eher ein Gefühl von großem, familiären Sportfest, statt Hallenturnier. Inklusive dem ständigen bereit dafür sein, Leistungen abzurufen. Allerdings ist hier das einzige Manko des Wochenendes zu vermerken: Leider scheint sich die Welt der deutschen Sportblogger und -journalisten derart an das Sitzen gewöhnt zu haben, dass sich trotz nagelneuem Kunstrasen im Glaspalast (in einem PALAST!) nicht genügend Leute für einen Kick außerhalb der Wertung fanden. Muss ich jetzt also doch Azubi bei Mercedes-Benz werden.

    Folgende Namen notiere ich hier jetzt mal, um in ein paar Jahren darauf zurückzugreifen:
    Carston Pereira (Manchester United)
    Joe Riley (Manchester United)
    Cameron Borthwick-Jackson (Manchester United)
    Marius Funk (VfB Stuttgart)
    Djon Ramaj (VfB Stuttgart)
    Gianluca Rizzo (Borussia Mönchengladbach)
    Michel Lieder (Borussia Mönchengladbach)
    Aiden Nesbitt (Celtic Glasgow)
    Benedikt Gimber (Hoffenheim)
    Adrian Beck (Hoffenheim)
    Janik Schilder (Schalke 04)

    Alle Fotos: Mercedes-Benz/GES Sportfoto