Das bessere Hoffenheim

Foto: facebook.com/FCH1846

Ein Novum in Sportdeutschland findet sein Ende: Bisher war im schwäbischen Heidenheim der Baseball in Sachen Erfolg vorm Fußball angesiedelt. 2009 wurden die Heidenheim Heideköpfe deutscher Baseballmeister, erreichten im Jahr darauf als bislang einzige deutsche Mannschaft den European Champion Cup und verloren nur knapp im Finale. Wieder was gelernt.

Nach einem 1:1 gegen den SV Elversberg steht seit gestern fest, dass der 1. FC Heidenheim in der nächsten Saison erstmals in der 2. Bundesliga spielen wird. Der bislang größte Erfolg des Vereins, der in den letzten Jahren eine interessante Geschichte aufzuweisen hat.

2007 gab es die Gründung vom 1. FC Heidenheim 1846 e. V. durch die Abspaltung des Fußballbundes vom Heidenheimer Sportbund. Wenn ein Fußballverein eine derart niedrige Jahreszahl im Namen trägt, tatsächlich aber erst vor wenigen Jahren gegründet wurde und in wenigen Jahren mehrere Aufstiege hinter sich gebracht hat, wird man mittlerweile skeptisch dank Projekten wie der TSG 1899 Hoffenheim oder RB Leipzig, die hinter Heidenheim ebenfalls kurz vorm Aufstieg in die zweite Liga stehen. Ist der FC Heidenheim nun also auch so ein vergleichsweise kleiner Scheintraditionsverein der auf einer Welle des Erfolgs auf dem Surfbrett eines Geldgebers balanciert? Ja. Also nein. Ein genauerer Blick.

In Heidenheim an der Brenz läuft das alles etwas erfrischend anders. Der Fußballverein und sein Erfolg ist kein Plastikprojekt, sondern das Ergebnis eines organischen Wachstums. Es gibt keinen Mäzen der sich im Verein eingenistet hat und mit Geld um sich wirft, sondern einen eigenständigen Club mit einem Netzwerk an Förderern. Die örtlichen Großfirmen Hartmann und Voith sind als Sponsoren tätig und obendrein gibt es auch noch viel Rückhalt und Unterstützung aus der Lokalpolitik. Rainer Domberg ist beispielsweise seit 2000 als Bürgermeister in Heidenheim tätig und sitzt zugleich als Vorsitzender im Aufsichtsrat des Vereins.

Auch im sportlichen Bereich versucht man mit Hilfe diverser Scouts vor allem auf junge Spieler aus der Region zu setzen. Der Aufstieg in die zweite Liga scheint ein weiterer Beweis für den Erfolg des Projekts, was eben doch mehr Verein als Projekt ist, zu sein. Ebenso wie die Fanbeliebtheit des 1. FC Heidenheim. Es bleibt natürlich abzuwarten, was in den nächsten Spielzeiten aus diesen verheißungsvollen Ansätzen wird, oder ob sie dann doch wie ein Windbeutel zerfliegen wie im Kraichgau.

Auf dem Papier jedenfalls sieht es gut aus. Nicht zuletzt auch deshalb, weil der Vergleich mit Hoffenheim im Detail dann doch arg hinkt. Im Prinzip hat man in Heidenheim Strukturen auf die Beine gestellt, die man bei Arminia Bielefeld auch gern gesehen hätte, als der Verein sowohl sportlich als auch finanziell am Boden lag. Und während Heidenheim nun einen Aufstieg in Liga 2 in der Tasche hat, sieht es bei der Arminia nach einer neuen Saison in Liga 3 aus. Na dann mal viel Erfolg, liebe Heideköpfe. Nur beim Vereinslogo hätte man sich ruhig mal mehr Mühe geben können.

PS: Heidenheim gehört schon deshalb in die 2. Bundesliga, weil es dort die Ortsteile Groß- und Kleinkuchen gibt.