Das Syndesmoseband der Nation

Ich schreibe mir gewiss einiges Grundwissen in Sachen Fußball zu, halte mich aber als Aushilfsnationaltrainer eher zurück. Man weiß ja schließlich nie, wie es intern aussieht und wie das Mannschaftsgefüge am besten funktioniert. Zum Beispiel wird es schon irgendeinen Sinn haben, warum Ron-Robert Zieler mit zur WM fährt. Ist nicht der Diskussion wert.

Aber ein Gefüge von Ereignissen hat mich doch nachdenken lassen. Die deutsche Nationalmannschaft gilt als einer der großen Favoriten bei der WM aber wenn man ein großes ABER irgendwo vorher gehört hat dann, dass noch nie eine europäische Mannschaft in Südamerika etwas reissen konnte. Zu warm, Luftfeuchtigkeit zu hoch und überhaupt ganz anders als in Europa.

Und wann reist das deutsche Team mit Gefolgschaft an? Am 7. Juni. Also 5 Tage vor WM Beginn und etwas mehr als eine Woche vorm ersten Spiel. Und das, obwohl man sich ein eigenes Quartier in ein Naturschutzgebiet hat bauen lassen und die klimatisch anstrengendsten Bedingungen hat.

Für die meisten Spieler (oder gar die gesamte Mannschaft?) wird es der erste Aufenthalt in Brasilien und Südamerika sein. Den letzten Südamerika-Besuch hatte eine B-Elf unter Erich Ribbeck beim Confed Cup 1999. Aber was soll man auch da, eine europäische Mannschaft hat ja noch nie etwas in Südamerika gewonnen und das die WM in Brasilien stattfinden würde, weiß man auch erst seit 2007.

Statt einer umfangreichen Südamerika-Vorbereitung gibt es dann lieber ein Freundschaftsspiel in Mainz gegen Platz 38 der FIFA Weltrangliste bei dem sich einer der Schlüsselspieler wahrscheinlich so sehr verletzt, dass die WM ohne ihn stattfinden muss. Marco Reus hat gefühlt teilweise im Alleingang Borussia Dortmund auf Platz 2 der Bundesliga gehalten und kann nun beim größten Sportereignis eventuell nicht dabei sein wegen einem Freundschaftsspiel gegen Armenien.

Klar, Verletzungen können immer passieren und so ein Benefizspiel ist ja auch mehr als löblich, aber die Gesamtkonstellation ist dann schon etwas … nun ja … fraglich.