Es ist 10 Uhr morgens, der graue Himmel droht mit Nieselregen und an einer kleinen Bratwurstbude ist man damit beschäftigt, Brötchen im vierstelligen Bereich aufzuschneiden. Daneben steht das Raumschiff Allianz Arena und eigentlich wirkt alles so wie immer. Es gibt schließlich keinen Tag an dem es hier nicht wie an einem Bahnhof zugeht und Selfiesticks aus aller Welt wie Zauberstäbe in die Luft gehalten werden.
Die aufgeschnittenen Brötchen verraten es aber: Heute ist Spieltag! Ach ja und Meisterfeier. Letztere ist mittlerweile zu einer komischen Abwandlung seiner selbst geworden. So ist das nunmal, wenn etwas lange in der Sonne liegt, dann bleicht es eben irgendwann aus. Aber mal ehrlich: Ob es wohl bei irgendeinem Verein anders wäre? Würden sich rund um den Borsigplatz immer noch fünf Millionen Borussen (mindestens!) tummeln, wenn es die 13. Meisterschaft im 20. Jahr ist und es zuvor erneut ein ärgerliches Aus in der Champions League gab und mittlerweile dort der große Fokus liegt? Darüber kann man sicherlich ausführlich diskutieren. In jedem Falle wäre es doch aber definitiv komisch, wenn der FC Bayern eine Serienmeisterschaft, die nur einmal zu 3% in Gefahr schien und ansonsten für alle von vornherein klar war, feiern würde, als wäre es die bisher größte Tat der Vereinsgeschichte. Oder?
Umso interessanter, sich das Ganze mal aus nächster Nähe anzuschauen, denn adidas lud zum letzten Münchner Heimspiel der Saison. Eigentlich könnte dieser Artikel damit jetzt enden, dass ich sage, zur Champions League Hymne in die Allianz Arena eingelaufen zu sein, aber ein bisschen mehr gab es dann doch noch. Der Tag stand neben der Meisterschaft nämlich im Zeichen des neuen Heimtrikots des Rekordmeisters.
Sollte man irgendeine Verbindung zum FC Bayern haben und sich im Großraum München aufhalten, sollte man sich unbedingt einmal die „FC Bayern Erlebniswelt“ anschauen. Wobei ich nicht ganz verstanden habe, warum das Museum nun „Erlebniswelt“ heißt. Es gab keine Einhörner, Feuerschlucker oder Kettensägenjongleure. Aber vieles was zumindest so ähnlich ist. Denn mit all seinen Ausstellungsstücken ist die Erlebniswelt der Traum eines jeden FC-Bayern-Fans mit Hobbykeller. Zu jeder Ära des Vereins gibt es Sammelstücke zu sehen, egal ob nun der goldene Bravo Otto von Sepp Maier, oder die zertretene Klinsmann-Tonne oder die Schuhe von Patrik Andersson, mit denen er in letzter Minute tausende Herzen in Gelsenkirchen brach.
Bei der Meisterschaftsfeier waren einige Vereinslegenden im Stadion anwesend und Hasan Salihamidžić stromerte vorab schon in der Erlebniswelt umher. Seitdem stelle ich mir vor, dass er festes Inventar des Museums ist, einfach immer dort ist und nachts zwischen den Pokalen schläft. Schönstes Ausstellungsstück ist übrigens ein kurzes Video von Mehmet Scholl. Diverse alte Spieler und Offizielle des Vereins erzählen von den besonderen Werten des Vereins bis Mehmet Scholl dann über den wichtigen Wert Freude referiert und erzählt, dass es die schönste Freude war, Oliver Kahn beim Einseifen zuzuschauen.
Keine Ahnung wie ich davon jetzt eine Brücke zu den neuen Trikots des FC Bayern machen soll, aber die sind auch sehr ansehnlich! Vielleicht nicht wie ein eingeseifter Oliver Kahn, aber immerhin wieder im klassischen rot-weiß, so das es Sammy Kuffour die Freudentränen in die Augen treibt.
Noch ein wichtiger Hinweis zum neuen Trikot an dieser Stelle für alle Bayernspieler und -fans: Nur Eric Cantona darf seinen Kragen hochklappen, bitte nicht vergessen!
Ansonsten kann ich noch sagen, dass die offizielle Meistertorte sehr gut geschmeckt hat und das niemand so aufopferungsvoll und liebenswert Autogramme schreibt, wie Paul Breitner. Andauernd tauchte er irgendwo auf und gab Autogramme. Und wenn er nicht gerade Autogramme gab, lief er zusammen mit Franz Beckenbauer umher, wie zwei Rentner, die ihren Samstagnachmittag in vollen Zügen genießen. Ein schönes Bild.
Wenn ich groß bin, will ich auch mal so ein entspannter Rentner werden wie Paul Breitner. oder mit den beiden hier in den Angelurlaub fahren.
