War nicht so gemeint: Markenbotschaftbotschafter Oliver Kahn

In der vergangenen Woche sorgte Oliver Kahn für Aufregung. Zum einen, weil er auf einmal aussah wie eine BWL-Version von Campino von den Toten Hosen:

… zum anderen weil er eine große neue Aufgabe ankündigte. Um es möglichst geheimnisvoll zu machen bediente er sich dabei der Mimik von Bernd Stromberg und der Gestik diverser Vertreter der Muppet Show:

Von einem Countdown von 5 Tagen ist die Rede, das Setting des kurzen Videos lässt aber natürlich einiges vermuten. Schließlich lässt der FC Bayern in letzter Zeit vor genau diesem Vereinswappen im Used-Look seine Neuvorstellungen und Spieler mit Vertragsverlängerungen zum Fototermin auflaufen:

Ein genauerer Blick verrät allerdings, dass es sich hier nicht um die gleichen Kunstwerke handelt. Aber ist ja letztlich nur zur Veranschaulichung gedacht. Oder? In den Tagen darauf startete Oliver Kahn besagten Countdown und ließ dabei keinen Querverweis zur Säbener Straße aus. Sei es nun mit der Wahl des Musters …

Oder einem Bildmotiv, welches beim allgemeinen Fußballfan des FCB direkt Erinnerungen an so manche Meisterschaft und Champions-League-Nacht hervor ruft.

Was wird das Ganze also? Wird Oliver Kahn neuer Torwarttrainer des FC Bayern? Bekommt er, passend zum neuen Rasen in der Allianz Arena, den Vorzug vor Lothar Matthäus als neuer Greenkeeper? Oder macht er gar den Michael Jordan und stellt sich noch mal beim KSC ins Tor? Schließlich liegen doch dort seine Wurzeln.

Heute morgen war die Katze endlich aus dem Sack: So ziemlich jedes Magazin mit Sportteil berichtete, Kahn würde neuer Markenbotschafter des FC Bayern werden. Speziell für den Raum Asien, da er sich dort besonders großer Beliebtheit erfreut.

Nun ja … stimmt aber gar nicht. Also wird überall fleißig gelöscht und editiert. Am schönsten beim Focus: Das Video mit dem Bericht zum neuen Job von Kahn bleibt bestehen, aber darunter findet sich nun ein kleines Update. Hat nicht sollen sein.

Aber was macht Kahn denn dann, wenn er zu seinen Wurzeln zurück kehrt? Goalplay! Eine Mischung aus Equipment und Trainingsvideos für junge Torhüter. Ähm okay.

Und was hat das jetzt mit dem FC Bayern zu tun? Nichts natürlich. Aber es zeigt zwei Dinge ganz hervorragend:

1) Mit ein paar Postings auf Facebook und Twitter kann man diverse große Medienhäuser Deutschlands komplett durcheinander bringen und auf falsche Fährten bringen. Kein neues Phänomen, aber zunehmend beunruhigend. Immerhin kamen hier zumindest die anfänglichen Aussagen von Kahn selbst und nicht wie zum Beispiel beim Kinofilm „Die Mannschaft“ der mit dem Zitat eines Fake-Twitterprofils von Steven Gerrard beginnt.

2) Das Verhältnis zwischen Spieler und Fan wird zunehmend bizarrer. Selbstverständlich ist Oliver Kahn kein aktiver Spieler mehr und doch schauen natürlich Unmengen an Fans zu ihm auf. Dementsprechend groß ist gerade der Trubel auf seiner Facebook-Seite. So manche hatten sich auf eine Rückkehr des Titans beim großen FC Bayern gefreut. Endlich wieder etwas mehr Charakter zwischen Quatar-Sponsorings und China-Promo. Nix war’s. Stattdessen setzt Kahn selbst zum Täuschungsmanöver an, um ein paar müde Klicks einzufangen. Klar, er kann sich jetzt zurücklehnen, schließlich hat er ja nie behauptet, wieder beim FCB aktiv zu werden. Doof ist’s trotzdem. Erst recht wo man in letzter Zeit den Eindruck hatte, Kahn hätte mittlerweile eine fähige Agentur an der Hand, die seine Social-Media-Auftritte betreut. Der Aufruhr ist geglückt, nur die Herangehensweise ist äußerst fragwürdig.

Was letztlich davon übrig bleibt ist, dass man sich ein weiteres Mal fragen muss, ob man als Fan überhaupt noch ernst genommen wird. Keine Woche ohne zum Teil plumpe Schleichwerbung auf Instagram, Fanmeilen auf Facebook und nichts als leere Phrasen unter austauschbaren Pressefotos. Spiel war gut: weiter so. Spiel war nicht so gut: 110% geben. So lassen sich rund 95% aller Social-Media-Auftritte von Fußballprofis zusammenfassen. Dazwischen wird noch ein bisschen der Swag aufgedreht und Hauptsache kein Firmenlogo wird verdeckt oder vom Bildrand angeschnitten. Fußballer, die Social Media aktiv zum Fankontakt nutzen kann man in der Bundesliga an einer Hand abzählen. Das kann man manchmal verstehen, da Fußballfans meist kein wirklich besonnenes Diskussionspublikum sind, aber für komplett dumm verkauft zu werden kann doch auch nicht der richtige Weg sein.