Die Sache mit Red Bull und dem Betriebsrat

Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images
Foto: Thomas Starke/Bongarts/Getty Images

Der oftmals doch ganz sehenswerte TV-Sender „Servus.tv“ aus dem Hause Red Bull kam in den vergangenen Tagen plötzlich in die Schlagzeilen, weil es von ganz oben hieß, er solle eingestellt werden. Kurz darauf hieß es von Firmenchef Mateschitz, der Sender solle nun doch weiter bestehen. Huch, was war da los? Gegenüber derStandart.at gab ein Mitarbeiter interessante Einblicke über den vermeintlichen Hintergrund des für Mitarbeiter beunruhigenden Durcheinanders:

Nach Erleichterung stellt sich freilich auch eine gewisse Katerstimmung ein. Mit der Aktion habe Mateschitz „ein für alle Mal erreicht, dass es nie einen Betriebsrat geben wird“, sagt ein Mitarbeiter zum STANDARD. Die Liste, auf der mehr als 200 Mitarbeiter unterzeichneten, sie würden keinen Betriebsrat wollen, sei unter größtem sozialem Druck und nicht anonym entstanden. Bekannt sei nun eben auch, wer nicht unterschrieben habe. Ganz viele hätten gegen ihre Haltung unterschrieben: „Ohne Druck würde das Ergebnis anders aussehen“, sagen Insider.

Aber wie kann ein Geschäftsführer überhaupt einfach so einsehen, wer sich nun für oder gegen einen Betriebsrat ausgesprochen hat? Ziemlich einfach, bei dieser Variante:

Wie groß die Verunsicherung ist, zeigen Gerüchte, wonach die ganze Aktion ein abgekartetes Spiel gewesen sein könnte: Danach wäre die Doodle-Umfrage zur Betriebsratsidee auf Betreiben Mateschitz’ in Umlauf gebracht worden, um Befürworter mundtot zu machen. Dafür spreche, dass Mateschitz noch vor ein paar Wochen mit seinem neuen Senderchef Ferdinand Wegscheider detaillierte Programmpläne vor der Belegschaft diskutiert habe. Das mag weit hergeholt sein, aber als sicher gilt, dass Mateschitz sich mit Gewerkschaftern einigte, nachdem die Mitarbeiter in bestem Wissen und Gewissen um des Erhalts ihrer Jobs willen ihre Belegschaftsrechte für immer geopfert haben.

Puh, ziemlich harter Tobak. Es ist zwar wie mit Äpfeln und Birnen, wenn man einen Fernsehsender mit einem Fußballverein vergleicht (auch wenn manche Unruhe auf Schalke durchaus Potenzial für eine RTL-Vorabendserie hätte) aber es zeigt ganz gut, wie scheinbar ungern Mitspracherecht im Hause Red Bull gesehen wird. Übersetzt man dies auf das Rasenball Projekt in Leipzig, versteht man einmal mehr, warum auch dort Mitbestimmung der Vereinsmitglieder nicht gern gesehen ist.

Der Abschnitt dazu im Wikipedia-Eintrag des Vereins liest sich wie ein verrücktes Dorfprojekt eines ansässigen Firmeninhabers:

Im Gegensatz zu allen anderen deutschen Fußballvereinen räumt RB Leipzig seinen Anhängern keine offizielle Möglichkeit ein, stimmberechtigtes Mitglied zu werden. Nach Angaben des damaligen Geschäftsführers Ulrich Wolter strebe RB Leipzig nicht die hohen Mitgliederzahlen anderer Klubs an. Laut Wolter seien Vereine, in denen Fans aus der Ultra-Szene Strukturen geschaffen haben, nicht im Sinne des deutschen Fußballs, und man wolle sich solchen Zuständen absolut entziehen. So hatte der Verein nach übereinstimmenden Medienberichten in den ersten fünf Jahren seiner Vereinsgeschichte weniger als zehn ordentliche Mitglieder. Für die Gründung eines eingetragenen Vereins (e. V.) sind gemäß § 56 BGB mindestens sieben Mitglieder nötig.

Nachdem die finanziellen Hürden jahrelang sehr viel höher waren, kann man mittlerweile, ähnlich wie bei anderen Vereinen auch, für 100€ Mitglied werden. Ein Stimmrecht bekommt man dadurch nicht:

Im Rahmen der Lizenzvergabe für die 2. Fußball-Bundesliga erteilte die DFL dem Verein mehrere Auflagen, unter anderem die Neustrukturierung der Führungsebene. Im Zuge dessen eröffnete RB Leipzig auch erstmals die Möglichkeit, offizielles Fördermitglied zu werden. Der Jahresbeitrag liegt zwischen 70 und 1000 Euro und dient der Förderung des Nachwuchsbereichs. Im Gegenzug erhalten die Fördermitglieder bestimmte Privilegien wie Karten-Vorkaufsrecht, ein Treffen mit der Mannschaft und ein Fitnesstraining in der Red Bull Arena. Ein Stimmrecht haben die Fördermitglieder jedoch nicht.

Und so passt am Ende das Bild ja doch wieder ganz gut: Vorbeischauen ist super, gerne auch mitmachen. Eigene Ideen und Mitsprache können aber durchaus dazu führen, dass der ganze Laden eingestampft wird oder wenigstens damit gedroht wird. Hm.